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Wie das Volkswagen Management die Zukunft des Konzerns verspielt
Schlechte Strategien, arrogante Haltung - der Vorstand von Volkswagen droht, den Konzern in den Abgrund zu ziehen.
Die deutsche Automobilindustrie steht vor tiefgreifenden Herausforderungen, die eine ganze Branche auf den Prüfstand stellen. Die Transformation hin zur Elektromobilität und die Digitalisierung erfordern nicht nur technologische Anpassungen, sondern auch einen grundlegenden Kulturwandel innerhalb der Unternehmen. In der Vergangenheit verfolgte die Industrie eine klare Strategie der Margenoptimierung und des Quartalsdenkens. Doch diese Philosophie stößt zunehmend an ihre Grenzen, da die Konkurrenz aus China und neue Marktbedingungen den Druck auf die Traditionshersteller massiv erhöhen.
Besonders kritisch wird die Arroganz der Entscheidungsträger gesehen, die es verpasst haben, auf die wachsende Konkurrenz aus Asien rechtzeitig zu reagieren. Die chinesischen Hersteller – mit BYD an der Spitze – haben nicht nur den Elektrofahrzeugmarkt erobert, sondern sich auch durch eine stark vertikale Integration und eine effiziente Lieferkette eine enorme Wettbewerbsfähigkeit erarbeitet. Während die deutschen Hersteller wie Volkswagen, Mercedes und Co. in den vergangenen Jahren vor allem auf bewährte Strategien gesetzt haben, hat sich die Dynamik auf dem globalen Automobilmarkt stark verändert. China, einst als Produktionsstandort für westliche Marken genutzt, ist heute selbst Innovator und Vorreiter in der Elektromobilität.
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Die Elektromobilität stellt dabei eine doppelte Herausforderung dar: Einerseits müssen die Hersteller ihre Modelle umstellen und zukunftsfähig machen, andererseits scheitern viele am grundlegenden Wandel der Unternehmenskultur. Dieser Wandel erfordert eine Umorientierung vom reinen Produktionsgedanken hin zu einer Technologie- und Datenkompetenz. Die bisherigen Stärken der deutschen Autoindustrie – Präzision, Zuverlässigkeit und Premiumqualität – reichen nicht mehr aus, um im Wettbewerb zu bestehen, wenn gleichzeitig neue Spieler wie Tesla oder chinesische Anbieter mit innovativen, digitalen Konzepten den Markt aufmischen.
Das Problem liegt nicht nur im Technologiewechsel, sondern auch im Zugang zu Talenten. Während IT- und Softwareingenieure lieber bei Technologieunternehmen wie Google oder Meta arbeiten, weil dort die Karrierechancen und das Arbeitsumfeld attraktiver sind, tut sich die Automobilindustrie schwer, diese Talente für sich zu gewinnen. Eine über Jahre verpasste Digitalisierung und die Versäumnisse, ein zukunftsfähiges und flexibles Arbeitsumfeld zu schaffen, tragen dazu bei, dass die besten Köpfe der Branche nicht mehr für die Automobilindustrie arbeiten wollen.
Doch es sind nicht nur Managemententscheidungen, die in der Kritik stehen, sondern auch der grundsätzliche Umgang mit den Mitarbeiter. Die Kluft zwischen den Spitzengehältern des Managements und der Belegschaft wird immer deutlicher. Ein Beispiel dafür ist Volkswagen: Trotz rekordverdächtiger Gewinne wird weiterhin nach Einsparpotenzialen gesucht, während das obere Management keinerlei Bereitschaft zeigt, eigene Boni zu reduzieren. Die Rhetorik von einer "Volkswagen-Familie" wirkt angesichts dieser Haltung zynisch und zeigt, dass die Führungsspitzen den Bezug zur Basis verloren haben.
Eine weitere Problematik betrifft die strategische Planung und die langfristige Ausrichtung. Im Gegensatz zu vielen chinesischen Herstellern oder auch Tesla, die langfristig planen und bereit sind, in eine Investitionsphase zu gehen, bevor Gewinne erzielt werden, setzen die deutschen Hersteller eher auf kurzfristige Profitmaximierung. Diese Herangehensweise mag in den vergangenen Jahrzehnten funktioniert haben, doch in Zeiten des Wandels, in denen Investitionen in neue Technologien, Produktionsumstellungen und die Entwicklung von Softwarekompetenz notwendig sind, ist diese Strategie zum Scheitern verurteilt.
Das spiegelt sich auch in den Absatzmärkten wider: Besonders in China, einem der wichtigsten Märkte für die deutschen Hersteller, verliert man zunehmend an Boden. Die chinesischen Kunden setzen auf günstige, innovative Elektroautos, die von den heimischen Herstellern angeboten werden. Deutsche Fahrzeuge, die durch hohe Preise und wenig Innovation auffallen, werden immer weniger nachgefragt. Hinzu kommt, dass der chinesische Markt durch nationale Präferenzen geprägt ist – genau wie die Deutschen auf "Made in Germany" setzen, bevorzugen Chines ihre eigenen Marken, die zudem meist deutlich preiswerter sind.
Der Druck auf die deutschen Automobilhersteller wird auch durch die allgemein stagnierende wirtschaftliche Entwicklung in Europa verschärft. In einem Umfeld, in dem der Mittelstand immer mehr unter Druck gerät und das Wirtschaftswachstum stagniert, fehlt es an der notwendigen Kaufkraft für teure Premiumfahrzeuge. Während sich die Konzerne weiterhin auf Luxus und Premium konzentrieren, fehlen attraktive Angebote im unteren und mittleren Preissegment – Bereiche, die von chinesischen Anbietern problemlos abgedeckt werden.
Die Frage, die sich stellt, ist, ob die Automobilproduktion in Deutschland überhaupt noch eine Zukunft hat. Bei den aktuellen Rahmenbedingungen – hohen Löhnen, hohen Energiekosten und strengen Umweltauflagen – stellt sich die Frage nach der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Ländern wie China oder Indien, die über deutlich günstigere Produktionsbedingungen verfügen. Ein Ansatz könnte sein, die Premiumproduktion in Deutschland zu belassen und Fahrzeuge für den Massenmarkt im Ausland zu produzieren. Doch selbst das setzt voraus, dass es gelingt, die Innovationskraft und Qualität wieder als Markenzeichen von "Made in Germany" zu etablieren.
Ein weiteres Problem ist der gesellschaftliche Wandel, der die Bedeutung des Autos als Statussymbol infrage stellt. Besonders in urbanen Räumen verlieren Fahrzeuge zunehmend an Relevanz, da Sharing-Konzepte und öffentlicher Nahverkehr an Bedeutung gewinnen. Die junge Generation ist nicht mehr daran interessiert, mit 18 Jahren sofort den Führerschein zu machen, und das eigene Auto ist nicht mehr der Inbegriff von Freiheit, wie es vielleicht noch in den 70er oder 80er Jahren war.
Die deutschen Automobilhersteller müssen jetzt entscheiden, ob sie bereit sind, sich diesem Wandel zu stellen und die notwendigen Investitionen in neue Technologien, in die Digitalisierung und in eine nachhaltige Produktion zu tätigen. Dabei geht es nicht nur um den technologischen Fortschritt, sondern auch um einen kulturellen Wandel. Ohne diesen wird die deutsche Automobilindustrie weiter an Boden verlieren und Gefahr laufen, in einer globalen Branche, die von Innovation und Flexibilität getrieben ist, den Anschluss zu verlieren.
Die Zeit der hohen Margen und der großen Gewinne ist vorbei. Die deutschen Automobilhersteller stehen vor der Herausforderung, sich neu zu erfinden, ihre alteingesessenen Strukturen aufzubrechen und zu lernen, dass die Zukunft nicht durch das Festhalten an Traditionen, sondern durch Mut zur Veränderung und langfristige strategische Entscheidungen geformt wird.
Links zum Thema
VW in der Krise: Wie konnte das passieren?
"VW sei außerdem lange Zeit viel zu träge beim Thema E-Mobilität gewesen, sagen Experten. "Volkswagen hat es bis jetzt nicht geschafft, ein preisgünstiges Elektroauto auf den deutschen Automarkt zu bringen, das auch kostengünstig produziert werden kann", sagte Helena Wisbert, Professorin für Automobilwirtschaft an der Ostfalia Hochschule in Wolfsburg, dem WDR. "Da leidet eben auch die Gewinnmarge und es fehlt Volkswagen ein sehr großes Kundensegment, das der Konzern nicht bedienen kann."”Krise bei VW: "Volkswagen macht seit Jahren seine Hausaufgaben nicht"
”Während Nvidia und Meta mit einem Plus von mehr als 37 Prozent die Top-Gewinner sind, steht beim Elektroautobauer ein Minus von gut 24 Prozent zu Buche. Insbesondere die Entwicklung im Vergleich zum chinesischen Konkurrenten BYD belastete. Die jüngsten Quartalszahlen waren ebenfalls enttäuschend. Und auch von der Produktseite reißen die Probleme nicht ab.”Richterin kippt Musks milliardenschweres Gehaltspaket
”Volkswagen macht seit Jahren seine Hausaufgaben nicht. Statt bessere Diesel zu bauen, betrog der Konzern Kunden und Behörden – bis heute läuft die juristische Aufarbeitung des Skandals. Als Tesla die ersten Elektroautos baute, machte sich der damalige VW-Chef lustig über die Visionen eines gewissen Elon Musk. Diese Hybris hat VW schläfrig werden lassen, nun hat der Konzern den Anschluss bei der Elektromobilität in den USA, Europa und vor allem China verloren.”