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Rivian setzt Tesla unter Druck - und die restliche Autoindustrie

Rivian ist ein noch ein kleiner Hersteller, der kaum mehr als 50.000 Autos pro Jahr verkauft. Und doch wird Rivian als einer der Hauptkonkurrenten von Tesla gehandelt. Wie kann das sein und was macht Rivian anders als andere Hersteller? Sascha und Don haben sich das Unternehmen genauer angeschaut.

Rivian wurde 2009 von Robert RJ Scaringe gegründet. Der Plan war zunächst einen Sportwagen auf den Markt bringen, was man nach zwei Jahren erfolgloser Planung dann allerdings wieder verwarf. Das erste richtige Auto zeigte Rivian erst 2017. Aber wie kann ein Unternehmen, dass bisher nur wenige Autos verkauft hat, eine Börsenbewertung von über 60 Milliarden Dollar haben? Was steckt hinter der Euphorie, die Rivian seit einigen Jahren begleitet?

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Drei Dinge haben dazu geführt, dass Rivian überhaupt die diversen Krisen der letzten Jahre überlebt hat. Erst der Einstieg von Amazon, dann eine zusätzliche Finanzierung durch den US-Autogiganten Ford und die Entwicklung eines elektrischen Lieferwagens für Amazon. Vor allem der Rivian EDV (Electric Delivery Vehicle) hält das Unternehmen bis heute über Wasser. Denn das Auto wurde von Amazon selbst in Auftrag gegeben und bis 2030 will man 100.000 Lieferfahrzeuge auf die Straße bringen.

Bisher hatte Amazon die Exklusivrechte am Fahrzeuge, doch seit 2023 verkauft Rivian den Lieferwagen auch an andere Kunden, zum Beispiel FedEx. Der EDV ist der erste Lieferwagen, der ausschließlich nach Bedürfnissen eines Paketzustellers gebaut wurde.

Der EDV ist vollgepackt mit modernsten Fahrerassistenzsystemen, die das Fahren auf Autobahnen und im dichten Verkehr deutlich komfortabler und sicherer gestalten. Zwölf Kameras und mehrere Radar- und Ultraschallsensoren sorgen dafür, dass dem Fahrer jederzeit alles im Blick ist. Ein digitales Display in der Kabine zeigt eine 360-Grad-Sicht rund um das Fahrzeug, was beim Rangieren und in unübersichtlichen Situationen extrem hilfreich ist. Ein automatischer Notbremsassistent mit Kollisionswarnung und ein adaptiver Tempomat greifen im Ernstfall ein und verhindern so Unfälle. Der Tempomat hält automatisch den Abstand zum Vorausfahrenden und passt die Geschwindigkeit an den Verkehrsfluss an.

Im Grunde diente der EDV als Testfahrzeug für die Technologie, die man dann später auch im ersten SUV und Pickup des Unternehmens finden konnte. Der R1T und R1S wurde allgemein gelobt, weil er diverse neue Design-Elemente in die Autowelt brachte. Praktische Ideen, wie eine Taschenlampe, die in der Tür versteckt ist, ein mehr oder weniger geheime Ladebucht unter der hinteren Sitzbank oder die Tatsache, dass Rivian fast komplett auf nachhaltige Materialien in der Innenausstattung setzt, sorgten für einen guten Ruf in der Branche.

Rivian erfindet das Auto an sich nicht neu, denkt es aber anders. Man nimmt die E-Plattform als gegeben an und macht sich Gedanken, welche neuen Möglichkeiten diese Plattform bietet. Das ist der große Unterschied zu Tesla. Die setzten weiter den Wandel zu Elektromobilität ins Zentrum ihrer Gedanken und kümmern sich wenig darum, wie man das Leben für die Besitzer verbessern kann. Die Innenausstattung des Tesla 3/Y ist ein gutes Beispiel dafür. Rivian macht genau das Gegenteil. Statt Mangel und Verzicht gibt es einen durchdachten und praktischen Innenraum.

Auch bei den technischen Daten liegt Rivian auf Augenhöhe mit Tesla. Die Software schreibt man selbst, weil man vor einigen Jahren schon erfolgreich Talente von Apple und Tesla abgeworben hat. Die Reichweite der E-Autos liegt ebenfalls in einem guten Bereich.

Bisher hat man nur den R1 im Angebot, ein SUV für rund 75.000 Dollar Basispreis. Doch das ändert sich ab Ende 2026. Gerade hat das Unternehmen gleich zwei neue Auto angekündigt. Den Rivian R2, ein SUV im Bereich von 45.000 Dollar und den R3. Der wiederum sieht aus wie ein Golf (siehe Titelbild) der ersten Generation und soll um die 30.000 Dollar kosten. Und damit greift Rivian dann in einem der lukrativsten Märkte an.

Ob das gelingen wird? Noch verliert das Unternehmen pro verkauften Auto rund 30.000 Dollar. Es fehlt an der Skalierung, also deutlich höheren Produktionszahlen. Die sollen dann mit den R2 und R3 kommen. Aber Sorgen macht man sich bei Rivian über die Verluste im Moment nicht. Was vor allem an der laufenden Unterstützung von Amazon liegt. Jeff Bezos hat sich offenbar zum Ziel gesetzt, seinem Lieblingsfeind Elon Musk zu zeigen, wie man gute Autos baut. Geld genug hat Bezos, um Rivian noch über Jahre finanzieren zu können.

  • Look Closely at Rivian’s New SUV. You’ll See a Survival Strategy
    "The brand evokes a fusion of Apple’s and Patagonia’s sensibilities, although it’s historically been priced more like Porsche, and it has become a favorite of high-earning Millennial dads.

  • Rivian shares surge as company reveals new EV models
    The announcements come at a crucial time for Rivian as it attempts to expand its customer base amid slower-than-expected EV sales in the U.S. after automakers flooded the first-adopter market with pricey all-electric vehicles in recent years.

  • Rivian's New Battery Cell Could Be Even Better Than Tesla's
    For now, just know that these new battery cells will likely enable performance on par if not greater than what Tesla is capable of in cars like the Model Y. How efficiently the rest of the drivetrain uses this energy is going to matter in terms of real-world performance, but the kilowatt-hours are there for the taking.

  • Will Rivian's new and low-priced R2 and R3 make it a match for Tesla?

    “The California-based company is hoping the more attractive price points for its R2 and R3 EVs will entice more users, which in turn would prop up a market that has experienced a downturn in the past year.”

  • Rivian R2 vs. Tesla Model Y: Who Wins At $45,000?

    “A few important factors to consider are Tesla’s tendency to continuously adjust prices, along with the expectation that a facelifted version of the Model Y with potentially enhanced specifications, range, and performance figures will most certainly be introduced by the time the R2 becomes available.”

Infografik der Woche

Geld verdient Rivian bisher nicht, aber die Konzernzahlen sehen mittlerweile etwas besser aus.