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Raus aus der Google-Blase: Wie realistisch ist der Wechsel zu Proton und Co?

Kann man Google hinter sich lassen? Don hat es ausprobiert und festgestellt: Es geht mit Proton recht leicht, aber es gibt auch Bereiche, bei denen es nicht einfach ist.

Google ist allgegenwärtig. Gmail, Google Maps, Drive, Fotos, Kalender – kaum ein digitaler Lebensbereich, in dem der Tech-Gigant nicht mitmischt. Doch mit wachsender Kritik an Datenschutzpraktiken, der Monopolisierung von Diensten und einer zunehmenden Abhängigkeit von US-Plattformen stellen sich viele die Frage: Wie komme ich da eigentlich wieder raus?

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Ein Ausstieg klingt theoretisch einfach, ist praktisch aber alles andere als banal. Wer über Jahre Gmail genutzt hat, läuft Gefahr, in einem Dickicht aus Logins, Newsletter-Abos und beruflichen Kontakten festzuhängen. Ein aktueller Erfahrungsbericht zeigt jedoch: Der Wechsel ist möglich – mit Zeit, Geduld und einem realistischen Erwartungsmanagement.

Don, der zwei wichtige E-Mail-Adressen – darunter eine berufliche Adresse mit eigener Domain – zu Proton Mail migriert hat, zieht ein gemischtes, aber insgesamt positives Fazit. Proton, ein Schweizer Anbieter mit hohen Sicherheits- und Datenschutzstandards, punktet mit einem stimmigen Gesamtpaket aus Mail, Kalender, Drive, VPN und Passwortmanager. Die Umstellung gelang größtenteils problemlos. Zwar war die Einrichtung der Domain technisch etwas aufwendiger, aber Proton liefert hier umfassende Hilfestellung. Der Mailimport aus Gmail verlief überraschend reibungslos: 40.000 bis 50.000 Mails wurden per "Easy Switch" migriert, inklusive Anhängen und Suchfunktion.

Auch im Alltag funktioniert Proton zuverlässig – mit einer Ausnahme: Die iOS-App zeigt Schwächen. Push-Benachrichtigungen kommen an, doch innerhalb der App hakt die Synchronisierung. Wer unterwegs viel mit dem Smartphone arbeitet, muss sich auf manuelles Nachladen oder gelegentliches Neustarten einstellen. Der Desktop-Client und die Web-Oberfläche hingegen laufen stabil.

Einschränkungen gibt es bei der Anzahl nutzbarer Domains im Basis-Tarif (drei Stück) sowie bei den Möglichkeiten der Office-Integration. Wer Google Docs und Co. gewohnt ist, wird bei Proton Drive wenig Freude haben: Dokumentenbearbeitung ist nicht möglich. Hier bietet etwa Jottacloud aus Norwegen mehr Komfort. Auch als Fotocloud zeigt sich Jotta stark, inklusive AI-gestützter Bildersuche.

Trotz dieser technischen Limitierungen berichtet der Umsteiger, dass er den Wechsel nicht bereut. Der VPN von Proton wird positiv hervorgehoben, ebenso wie die Integration von Kalenderfunktionen. Meetings aus Google-Kalendern lassen sich einbinden, Einladungen verschicken und empfangen funktioniert problemlos. Wer sich an das neue Interface gewöhnt, arbeitet fast genauso effizient wie zuvor mit Google.

Doch es bleibt das Grundproblem: Google ist nicht nur ein Anbieter, sondern ein gesamtes Ökosystem. Wer YouTube nutzt, ein Android-Telefon besitzt, Smart-Home-Geräte einbindet oder beruflich in Google Workspaces kooperiert, wird den Account nicht komplett los. Auch viele Webseiten setzen auf Google-Logins. Diese tiefgreifende Verzahnung lässt sich kaum komplett entflechten.

Was also tun? Es muss nicht der Totalverzicht sein. Schon die Teil-Auslagerung von sensiblen Daten wie Mails oder Fotos in datenschutzfreundlichere Dienste ist ein Gewinn. Auch wenn man Google als Plattform nicht verlassen kann, lässt sich die eigene Datenhoheit stückweise zurückerobern. Der Umstieg ist kein Sprint, sondern ein Marathon – und jeder Schritt zählt.

Letztlich geht es um bewusste Entscheidungen. Wer bereit ist, für mehr Datenschutz auch mehr zu zahlen und sich etwas einzuarbeiten, findet in Europa mittlerweile attraktive Alternativen. Der Wechsel zu Proton, Jottacloud oder auch der Aufbau eines eigenen NAS sind dabei keine ideologischen Statements, sondern ein pragmatischer Weg zu mehr digitaler Souveränität.

Und vielleicht ist das der größte Gewinn: Nicht die vollständige Entkopplung von Google, sondern das Wissen, dass es Alternativen gibt – und dass man sie nutzen kann, ohne auf Komfort und Funktionalität zu verzichten. Wer einmal angefangen hat, merkt schnell: Digitale Selbstbestimmung ist kein Mythos, sondern eine Frage der Priorität.

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