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Ist Tesla überhaupt ein Autohersteller?

Die Tesla Aktie ist unter Druck, weil der Hersteller zuletzt weniger Autos verkauft hat als gedackt. Doch ist Tesla überhaupt ein Autohersteller? Die Frage klingt komisch, doch Tesla ist schon jetzt weitaus mehr, als nur ein Produzent von E-Autos. Sascha und Don diskutieren die Frage, ob wir alle die Pläne von Elon Musk vielleicht unterschätzen.

Wir machen ja keinen Hehl daraus, dass wir Elon Musk eher kritisch sehen. Das ist auch relativ einfach, denn Musk hat sich vor allem durch den Kauf von Twitter und seine politischen Aussagen in der letzten Zeit deutlicher Kritik ausgesetzt. Da fällt es natürlich leicht, dass man Tesla auch genauer unter die Lupe nimmt. Denn der Hersteller, der durchaus die Elektrifizierung der Autowelt massiv vorangetrieben hat, steckt in einer Falle. Das Modellangebot ist dünn, neue und vor allem günstige Modelle sind nicht angekündigt. Stattdessen soll es ein Robotaxi geben. Doch genau diese Ankündigung gibt einen Hinweis darauf, dass Tesla für Musk weitaus mehr ist, als nur ein Hersteller von E-Autos.

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Elon Musk ist durchaus umtriebig. Zu seinen Unternehmen gehören:
- Tesla
- Starlink
- X/Twitter
- SpaceX
- Neuralink
- Optimus Robotik
- GrokAI
- SolarCity (Solar Dachziegel)

SpaceX und Tesla sind die beiden Unternehmen, die das Geld reinspülen und mit denen Musk seine anderen Aktivitäten finanziert. Dabei fallen einem schon bei einer groben Analyse zwei Dinge auf: Musk investiert viel Geld in automatisierte Prozesse und er steckt viel Geld in AI. Seinen ChatGPT Konkurrenten Grok lässt sich Musk einen hohen einstelligen Milliardenbetrag kosten, auch wenn die Ergebnisse bisher eher medioker sind. Dass dies nicht so bleiben wird, ist aber auch klar, denn Musk sitzt auf einem Datenschatz.

Um Large Language Models (LLMs) zu trainieren benötigt sehr viele, möglichst von Menschen erschaffene Daten. Und die hat Musk zuhauf, denn das Twitter Archiv reicht bis ins Jahr 2007 zurück und dürfte Milliarden von Tweets in unterschiedlichen Sprachen gespeichert haben. Damit lässt sich ein LLM zwar alleine nicht aufbauen, doch eine hervorragende Basis bieten sie allemal.

Dazu kommen natürlich auch die Daten, die Musk aus seinen Tesla Fahrzeugen sammeln kann. Die Sprachsteuerung der Tesla Modelle dürfte ebenfalls für jede Menge Daten sorgen, die man für GrokAI nutzen kann. Wie das mit den Daten ist, die über Starlink laufen, ist schwer zu sagen, aber theoretisch kann er auch diese anonymisiert für seine AI nutzen.

Tesla selbst ist kein reiner Autohersteller, denn das Herzstück des Autos ist die zentrale Rechenplattform und die Software, vor allem für das autonome Fahren. Die Hardware kommt auch aus dem eigenen Haus, beziehungsweise wird von Tesla entwickelt.

Musk hat also durchaus mehr in der Hand, als zum Beispiel ein normaler Hersteller wie BMW oder auch als die chinesische Konkurrenz. Seine Sammlung an Unternehmen zeichnet aber vor allem eins aus: Alle Geschäftsmodelle sind auf die Zukunft und auf neue, teilweise bisher nicht existierende Märkte ausgerichtet.

Neu ist diese Strategie von Musk nicht. Sein erstes Unternehmen „Zip2“, eine Art katalogisiertes Inhaltsverzeichnis für das Internet gründete er 1995. Lange, bevor die meisten Menschen überhaupt eine E-Mail-Adresse hatten. Es folgte mit PayPal ein Online-Bezahldienst, noch bevor digitale Zahlungen im Netz Standard wurden. Tesla passt genauso in die Reihe, denn als er das Unternehmen Anfang der 2000er-Jahre übernahm, sprach wirklich niemand über die E-Mobilität.

Schon jetzt ist Tesla mehr als ein Hersteller. Sehr viel Geld verdient das Unternehmen mit seiner Ladeinfrastruktur und mit dem Verkauf von Emissionsrechten, teilweise an andere Autohersteller. Batterien entwickelt man zusammen mit Panasonic.

Gegenwärtig kosten seine andere Unternehmen nur Geld, doch die Frage ist, wie lange das der Fall sein wird. Es ist absehbar, dass GrokAI und Starlink schnell zu den Cashcows heranwachsen werden, die Tesla und SpaceX schon heute sind. Und die Chance ist groß, dass sie Tesla beim Profil schnell überholen werden.

Denn die Margen im Autobau sind oft nur gering. 10 Prozent pro verkauften Fahrzeug sind schon viel, und Ausnahmen wie Porsche (circa 18 Prozent) oder Ferrari (knapp 30 Prozent) sind selten. Doch vor allem der Sektor AI wird in den nächsten Jahren extrem skalieren und satte Gewinne abwerfen.

Das sieht man auch an den Bewertungen der AI-Unternehmen. Die Bewertungen der führenden AI-Unternehmen (OpenAI, Antrophic, Perplexitiy) liegen teilweise 200-fach über dem eingesammelten Risikokapital. Da ist sicher viel heiße Luft im Markt, der vor allem von kurzfristigen Gewinnmitnahmen angetrieben ist. Aber es besteht auch kein Zweifel daran, dass der gesamte AI-Markt schon in den nächsten zwei bis fünf Jahren regelrecht explodieren wird, wenn es um die Umsätze geht.

Musk hält eine Menge guter Trümpfe in der Hand und seine Unternehmen sind mehr oder weniger thematisch vernetzt. AI benötigt er in seinen Autos, seinen Robotern, für Neuralink und SpaceX. Seinen Optimus-Roboter will er in der Produktion für Tesla und SpaceX einsetzen. GrokAI und Twitter/X arbeiten Hand in Hand und GrokAI wird auch ihren Weg in andere Geschäftsbereiche finden.

Gleichzeitig hat er mit Tesla eine Stufe erreicht, in der ein weiteres Wachstum schwierig wird. Die Konkurrenz, vor allem aus China, setzt ihn unter Druck, dazu kommen die Wachstumsschmerzen, die alle Hersteller haben. Die Produktion stößt an Grenzen, Qualität ist teuer, Wartung und Garantieansprüche knabbern am Gewinnt. Altgediente Hersteller kennen die Probleme und haben viel Zeit benötigt, um eine Struktur aufzubauen, die dies alles steuert.

Musk hat das Thema immer etwas anders gesehen. Sein, oft mit falschen Versprechungen gefüttertes Credo: „Autonome Autos werden alles verändern“. Da ist es nur konsequent, dass er statt eines neuen Modells im August ein Robotaxi vorstellen will.

Das „Endgame“ von Musk für Tesla scheint zwei Varianten zu haben. Entweder wird es zu führenden Lieferanten für Robotaxi, weil die Metropolen dieser Welt nach und nach den individuellen Autoverkehr in den Innenstädten verbieten oder massiv einschränken (Paris, Barcelona, Oslo, Kopenhagen, Amsterdam). Oder seine anderen Dienste verdienen so viel Geld, dass er Tesla irgendwann über ein Joint-Venture mit einem anderen Hersteller nach und nach abstößt.

Sicher ist nur: Tesla ist kein reiner Autohersteller.

Links zum Thema

  • Kurssturz der Tesla-Aktie - Tesla und das Todeskreuz
    "Die Kursrallye der Big-Tech-Werte Microsoft, Meta, Nvidia, Amazon und Alphabet hat die US-Aktienmärkte auf Rekordhöhe gehievt. Apple und vor allem Tesla fallen zurück. Muss der E-Autobauer seinen Platz in den "Magnificient Seven" bald an einen KI-Gewinner abgeben?“

  • Elon Musk verkündet in China Partnerschaft mit Baidu
    Peking hatte zuvor immer wieder die Privatsphäre-Einstellungen von Tesla kritisiert. Nach Musks Besuch denken die chinesischen Behörden offenbar um: Der chinesische Autoverband CAAM hat das Tesla Model 3 und Model Y in die Liste der zugelassenen Autos mit Selbstfahrmodus aufgenommen. Tesla erfülle wichtige Datenschutzvorgabe..“

  • So soll Teslas Robotaxi-App aussehen
    Bei der Präsentation der neuesten Geschäftszahlen diese Woche gab Tesla eine kleine Vorschau auf sein angekündigtes Geschäft als Fahrtendienst. Tesla will künftig Robotertaxis gegen Konkurrenten wie Uber oder Lyft ins Rennen schicken und Passagier*innen völlig fahrerlos an ihr Ziel bringen. Einer der Grundbausteine dafür soll die Tesla-App sein, die bisher nur Besitzer*innen von Teslas E-Autos nutzten..“

  • Das KI-Modell von Elon Musks Startup steht quelloffen

    “Das von Elon Musk gegründete Unternehmen X.AI arbeitet seit einiger Zeit an einem eigenen allgemeinen Large Language Model. Grok-1 spezialisiert sich nicht auf eine Aufgabe und soll stattdessen als Mixture-of-Experts-Model diverse Aufgaben erfüllen können. Das Startup stellt Grok-1 nun quelloffen. Das Modell kann auf 314 Milliarden Parameter zugreifen und ist entsprechend sehr groß.”

  • Twitter users have been confusing Elon Musk's Grok AI with fake news and it's all rather amusing

    “While a disclaimer appears underneath Grok's reports informing readers that "Grok is an early feature and can make mistakes" and encouraging them to verify the AI's outputs, many had already reposted the comment, which seemed to confirm to the AI that they too had been a victim.”

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