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E-Book Reader: Kindle-Knast oder warum wir unsere Bücher nicht mehr besitzen

Wer E-Books auf Kindle hat, kann diese nur unter erheblichem Aufwand auf andere E-Books übertragen.

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E-Book-Reader haben das Lesen revolutioniert. Sie sind leicht, mobil, bieten Platz für tausende Bücher und versprechen einen unkomplizierten Zugang zur Literatur. Doch hinter dieser vermeintlichen Freiheit verbirgt sich zunehmend ein geschlossenes Ökosystem, das Leserinnen und Leser in digitale Abhängigkeiten zwingt.

Wem gehört das Buch?

Wer heute ein Buch digital kauft, stellt sich selten die Frage: Gehört mir dieses Buch wirklich? Während physische Exemplare ins Regal wandern, weitergegeben oder verschenkt werden können, sieht es bei digitalen Büchern oft anders aus. Vor allem Nutzerinnen und Nutzer des Kindle-Systems von Amazon erleben eine bittere Wahrheit: Was man gekauft hat, besitzt man nicht unbedingt. Die Inhalte sind an das Gerät gebunden und durch Digital Rights Management (DRM) geschützt. Ein Übertragen auf andere E-Book-Reader? Kaum möglich bis illegal.

Dabei ist der Wunsch, sich aus dieser Abhängigkeit zu befreien, nachvollziehbar. Wer sich wie viele Konsumenten aus dem Einfluss US-amerikanischer Techkonzerne lösen möchte, steht vor der Frage: Gibt es Alternativen zum Kindle? Ja, die gibt es. Zum Beispiel der europäische Anbieter PocketBook, der seinen Sitz in der Schweiz hat. Oder Tolino, der allerdings mittlerweile einem kanadischen Konzern gehört. Beide setzen auf offenere Formate wie EPUB und ermöglichen den Zugriff auf Bibliotheken, etwa über die Onleihe-Funktion deutscher Stadtbibliotheken. Damit lassen sich Bücher legal ausleihen – ein Prinzip, das im Kindle-Ökosystem nicht vorgesehen ist.

Die Alternativen sind buggy

Doch auch jenseits von Amazon ist nicht alles perfekt. Nutzer des PocketBook-Readers berichten von technischen Hürden, etwa bei der Synchronisierung zwischen Gerät und App oder bei der Inbetriebnahme. Der Vergleich mit einem klassischen Drucker drängt sich auf: Man weiß nie genau, wann und warum etwas funktioniert – oder eben nicht. Support hilft, ja. Aber der Frust bleibt. Auch das Benutzererlebnis hinkt oft hinterher: Träge Reaktionszeiten, instabile Apps und eine nicht immer intuitive Software trüben den Eindruck eines ansonsten durchdachten Produkts.

Amazon hingegen hat die E-Book-Nutzung perfektioniert. Die Geräte funktionieren reibungslos, die Software ist durchdacht, Zitate lassen sich markieren und über eine spezielle Website übersichtlich verwalten. Ein Komfort, den viele nicht mehr missen möchten – und genau darin liegt das Problem. Denn dieser Komfort ist teuer erkauft: mit der Aufgabe von Eigentum, mit Abhängigkeit und eingeschränkter Nutzungsfreiheit.

Ein Wechsel weg vom Kindle-System bedeutet für viele Nutzer:innen, dass sie Bücher doppelt kaufen müssen. Was früher in der analogen Welt bereits bekannt war – etwa der Umstieg von Schallplatte auf CD – wiederholt sich nun digital. Noch gravierender: Im Gegensatz zu physischen Datenträgern kann Amazon Inhalte aus dem eigenen Ökosystem jederzeit entfernen, etwa wenn ein Gerät veraltet oder ein Account gesperrt wird. Nutzer verlieren so den Zugriff auf ihre erworbenen Inhalte.

Vor dem Kauf überlegen

Die Konsequenz: Wer heute in ein geschlossenes System investiert, setzt auf Bequemlichkeit und riskiert langfristig den Verlust der Kontrolle. Die Diskussion um offene Standards wie EPUB ist daher nicht nur technischer Natur, sondern eine Frage digitaler Selbstbestimmung.

Was tun? Verbraucher sollten bei der Wahl ihrer Lesegeräte auf offene Formate achten, auf transparente Anbieter setzen und sich bewusst machen, welche Rechte sie mit einem Kauf eigentlich erwerben. Gesetzgeber wiederum müssten Plattformen zur Offenheit verpflichten. Wer den kompletten Vertriebsweg kontrolliert – vom Shop bis zum Endgerät – sollte nicht auch noch die Regeln für Besitz und Nutzung diktieren dürfen.

In einer digitalen Welt, in der Inhalte genauso flüchtig sein können wie die App, über die sie konsumiert werden, braucht es neue Regeln. Es reicht nicht, den Bürgern zu erklären, wie krumm eine Banane sein darf, während ihre digitalen Rechte unbeachtet bleiben.

Denn am Ende geht es nicht nur um Bequemlichkeit beim Lesen. Es geht um den Zugang zu Wissen, zu Kultur – und um die Freiheit, diese auch morgen noch besitzen zu dürfen.

  • Wie kriegt man eigentlich Kindle-Bücher auf ein Pocketbook?
    "Pocketbooks können ältere Kindle-Dateien wie mobi oder azw lesen, aber nicht die neueren azw3 oder KFX-Dateien. Mit etwas Geduld findet man einen Weg, diese Dateien in ein für Pocketbook nutzbares Format zu konvertieren. Das Verfahren wird anderswo von technisch versierteren Leuten erklärt. Der Prozess galt irgendwann noch als legal. Mittlerweile bewegt er sich in einer rechtlichen Grauzone.

  • Amazon is removing a key feature for older Kindles seemingly to stamp out piracy
    Piracy isn't legal, but the desire to have a DRM-free ebook is not unreasonable. You paid for the book, even if you technically paid less than you would for a hardcover. It makes a certain amount of sense that you should be able to read it wherever you want. Amazon, which is in the business of selling books and things to read books on, clearly disagrees. Kindle users have until February 26 to use Download & Transfer via USB, according to a warning above the feature on Amazon's website, giving you about a week to make your peace with the change.

  • Beste E-Book-Reader: Kindle und mehr im Vergleich
    ”Tesla-Chef Musk soll sich von einem Gehaltspaket im potenziellen Umfang von umgerechnet mehr als 50 Milliarden Euro trennen. Dies ordnete ein US-Gericht an. Es gab damit einem Kleinaktionär Recht, der Musk "ungerechtfertigte Bereicherung" vorwarf.”

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