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Digitale Sicherheit: Wie sich USA-Reisende vor Datenzugriffen schützen können
Wer in die USA oder Länder reisen will, in denen man eventuell an der Grenze die Überprüfung seiner digitalen Geräte zustimmen muss, sollte gerüstet sein. Wir haben ein paar wichtige Tipps.

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Wer 2025 in die USA reisen möchte, sieht sich nicht nur mit klassischen Einreiseformalitäten konfrontiert, sondern zunehmend auch mit der Frage, wie mit den eigenen digitalen Daten umgegangen wird. In den vergangenen Monaten häufen sich Berichte über europäische Reisende, die an US-Grenzen festgehalten, überprüft oder sogar abgewiesen wurden. Besonders im Fokus: Smartphones und Laptops. Denn amerikanische Grenzbeamte haben das Recht, digitale Geräte einzusehen, Passwörter zu verlangen und Inhalte zu überprüfen – auch ohne konkreten Verdacht.
Ein besonders aufsehenerregender Fall war jener eines französischen Forschers, der wegen kritischer Äußerungen über Ex-Präsident Trump am Flughafen zurückgewiesen wurde. Solche Vorkommnisse verunsichern Reisende und führen dazu, dass laut Umfragen bis zu 30 Prozent der Deutschen aktuell lieber auf eine USA-Reise verzichten.
Die digitale Durchsuchung ist rechtlich gedeckt, sofern man in das Land einreisen möchte. Selbst im elektronischen Einreiseformular ESTA wird seit einigen Jahren die Angabe von Social-Media-Accounts verlangt. Zwar ist diese Angabe offiziell optional, doch viele Reisende fragen sich, ob eine Nicht-Angabe ihre Chancen auf eine reibungslose Einreise schmälern könnte. Einmal am Grenzschalter angekommen, kann das Smartphone zur Durchsuchung verlangt werden. Verweigert man dies, wird die Einreise verweigert.
Doch wie kann man sich schützen, ohne komplett auf eine Reise zu verzichten? Eine Möglichkeit ist die sogenannte Pre-Clearance, die in Irland (Dublin, Shannon) durchgeführt werden kann. Dabei erfolgt die gesamte Einreisekontrolle bereits in Europa. Wer dort abgewiesen wird, sitzt nicht in einer US-Abschiebeeinrichtung, sondern bestenfalls im Dubliner Pub.
Alternativ gibt es das Global Entry-Programm, das ebenfalls eine Vorabprüfung ermöglicht – allerdings mit höherem Aufwand, inklusive Interview in der US-Botschaft und zusätzlichen Kosten.
Wer auf solche Möglichkeiten verzichten muss oder will, kann auch technisch vorsorgen. Ein sogenanntes Burnerphone – ein Zweitgerät mit minimalen Daten – kann hier eine Lösung sein. Wichtig dabei: Es sollte nicht komplett leer sein, denn das wirkt verdächtig. Besser ist es, ein altes Gerät mit einem separaten Google-Konto, wenigen harmlosen Apps und ggf. einem Fake-Social-Media-Profil einzurichten, das zumindest einige Wochen alt ist. Gleiches gilt für Laptops oder Tablets. Viele Daten sind ohnehin in der Cloud gespeichert und lassen sich im Zielland wieder synchronisieren.
Auch auf Sicherheitsfunktionen sollte man achten. iPhones lassen sich so konfigurieren, dass zentrale Einstellungen hinter einem separaten Passwort liegen. Ebenso sollte das Kontrollzentrum vom Sperrbildschirm aus deaktiviert werden, damit Diebe nicht in den Flugmodus wechseln und das Gerät unauffindbar machen können.
Zusätzliche Sicherheit bieten VPN-Dienste wie ProtonVPN. Sie verschlüsseln den gesamten Datenverkehr und schützen so zumindest vor Zugriffen im offenen WLAN. Auch die Nutzung datenschutzfreundlicher DNS-Dienste wie Quad9 oder Cloudflare kann helfen, Tracking und Ausspähung zu vermeiden.
Eine weitere pragmatische Lösung: Aufbau eines "digitalen Zwillings". Gemeint ist ein Parallel-System mit separatem E-Mail-Account, Browser-Profil, Social-Media-Account und minimalem Nutzungsverlauf. Wer diesen digitalen Zwilling bereits Wochen vor der Reise einrichtet und gelegentlich nutzt, wirkt bei der Grenzkontrolle weniger verdächtig.
Die aktuelle Debatte um Reisedaten und digitale Privatsphäre ist letztlich auch ein Weckruf. Sie zeigt, wie verletzlich unser digitaler Alltag geworden ist – und wie wenig Kontrolle wir in bestimmten Situationen haben. Wer in Diktaturen wie China reist, weiß das längst. Doch dass nun auch westliche Demokratien wie die USA digitale Geräte durchsuchen, hat viele überrascht.
Dabei sind die Konsequenzen potenziell gravierend. Ein falscher Klick, ein ungünstiger YouTube-Algorithmus, der nach einer ISIS-Doku weitere ähnliche Videos empfiehlt, oder ein missverständlicher Kommentar auf Social Media können genügen, um in Erklärungsnot zu geraten. Umso wichtiger ist es, die Kontrolle über die eigenen Daten aktiv zu gestalten.
Ob Reisen, Datenschutz oder der bewusste Umgang mit Technologie – es lohnt sich, über alternative Strategien nachzudenken. Die technische Umsetzung ist heute einfacher denn je: Alte Geräte wiederverwenden, sichere Browser nutzen, Werbe- und Trackingblocker installieren und mit Cloud-Lösungen arbeiten, die außerhalb der USA liegen. Es ist kein Aufruf zur Paranoia, sondern zur digitalen Mündigkeit.
Denn wer vorbereitet reist, reist entspannter. Und das sollte am Ende jede Reise wert sein.
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”Wir nutzen unser Smartphone für private Gespräche, ob in Text, Wort oder Bild, speichern unsere Kontakte und organisieren unsere Termine damit. Der Zugriff auf all diese sensiblen Daten wird durch sogenannte Berechtigungen geregelt. Das bedeutet beispielsweise, dass jede App, die die Kamera benötigt, hierfür zunächst die entsprechende Zugriffsberechtigung benötigt. Viele und insbesondere kostenlose Apps verlangen jedoch eine Reihe von Berechtigungen, die für ihre Funktionalität nicht notwendig sind. So gibt es beispielsweise Taschenlampe-Apps, die auf das Adressbuch zugreifen oder QR-Code-Scanner, die private Fotos vom Smartphone an fremde Server senden könnten.”
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