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Bring it on: Warum der Zollstreit eine große Chance für die Autoindustrie ist

Der anstehende Handelskrieg zwischen den USA und der Rest der Welt wird die deutsche Autoindustrie unter Druck setzen. Er bietet aber auch eine einmalige Chance.

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Die erneute Einführung von Strafzöllen durch die USA, insbesondere im Automobilsektor, löst in der europäischen Wirtschaft erhebliche Sorgen aus. Die Ankündigung von Zöllen in Höhe von 25 Prozent auf nicht in den USA produzierte Fahrzeuge betrifft nicht nur direkt aus Europa importierte Autos, sondern auch Fahrzeuge, die europäische Hersteller in Mexiko produzieren. Mexiko ist ein bedeutender Produktionsstandort für europäische und amerikanische Marken, da die dortigen Produktionskosten niedriger sind als in den USA.

Konkret bedeutet dies, dass Fahrzeuge, etwa von VW aus dem Werk in Puebla, das jährlich rund 350.000 Fahrzeuge produziert, massiv betroffen sind. Ähnliches gilt für Audi und BMW, deren Produktionsstätten in Mexiko ebenfalls große Stückzahlen herstellen. Insgesamt könnten so jährlich rund eine Million Fahrzeuge, die auf den US-Markt gelangen, erheblich teurer werden. Besonders hart träfe es Luxusmarken wie Porsche, deren gesamte Modellpalette betroffen wäre. Zwar könnten Hersteller versuchen, die Zölle nicht unmittelbar an Kunden weiterzugeben, langfristig wäre dies jedoch wirtschaftlich kaum tragbar.

Doch die Strafzölle sind nicht nur ein Problem für europäische Hersteller. Auch amerikanische Unternehmen wie GM und Ford, die ebenfalls in Mexiko produzieren, werden getroffen. Kompliziert wird die Situation zusätzlich durch geplante Zölle auf Autoteile. Da Zulieferer oft Komponenten grenzüberschreitend herstellen, droht ein bürokratisches Chaos bei der Zollabwicklung, was die Kosten weiter steigen lässt.

Dieser protektionistische Kurs der USA könnte jedoch unerwartete Chancen für die europäische Automobilindustrie eröffnen. Angesichts der Zollbarrieren könnten Hersteller verstärkt auf andere Märkte wie China und Europa setzen. Tatsächlich könnte diese Situation Europa dazu veranlassen, seine Handelsbeziehungen mit China zu vertiefen und zugleich den eigenen Markt unabhängiger von den USA zu gestalten. Eine Stärkung der E-Mobilität könnte dabei eine zentrale Rolle spielen, um sich technologisch klar von den USA abzugrenzen und den chinesischen Markt besser bedienen zu können.

Die europäische Politik könnte diesen Zollstreit nutzen, um gezielt die Innovationsfähigkeit und die technologische Entwicklung im Bereich der Elektromobilität voranzutreiben. Die deutschen Hersteller, allen voran Mercedes und BMW, investieren bereits massiv in neue elektrische Plattformen, die zukünftig eine entscheidende Rolle spielen könnten, um die Marktpositionen zu behaupten und auszubauen.

Darüber hinaus könnten die Strafzölle auch dazu führen, dass europäische Verbraucher und Händler bewusster Produkte aus der EU bevorzugen, um die heimische Wirtschaft zu stärken. Erste Beispiele dafür gibt es bereits in Skandinavien, wo Supermärkte EU-Produkte gezielt kennzeichnen und so eine bewusste Kaufentscheidung fördern.

Langfristig könnte der amerikanische Protektionismus somit paradoxerweise Europas wirtschaftliche und technologische Eigenständigkeit stärken. Durch eine gezielte Fokussierung auf nachhaltige Technologien und den Aufbau unabhängiger Lieferketten könnte Europa die aktuelle Krise als Chance begreifen und seine Position im globalen Wettbewerb deutlich verbessern.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die politische Lage weiterentwickelt und ob es zu schnellen Einigungen kommen wird. Bis dahin müssen europäische Hersteller und Zulieferer flexibel reagieren und ihre Strategien entsprechend anpassen, um die wirtschaftlichen Auswirkungen so gering wie möglich zu halten und langfristig von den veränderten Rahmenbedingungen profitieren zu können.

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