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Threads vs. Mastodon vs. BlueSky - Welches Netzwerk kann überleben

Seitdem Twitter (heute X) seinen Status als Platzhirsch bei den Nachrichtendiensten verloren hat, balgen sich mehrere Konkurrenten um die Nachfolge. Threads (Meta), Mastodon und BlueSky streiten sich im Moment um die Nachfolge von Twitter. Sascha und Don analysieren den Markt und prognostizieren, welches Netzwerk am Ende der große Gewinner sein könnte.

Früher war ja alles einfacher. Wer Lust auf einen unendlichen Strom an aktuellen Nachrichten hatte, der legte sich einen Account auf Twitter zu. Das Unternehmen hatte sich um 2010 gegen einige Konkurrenz durchgesetzt und war seitdem unangefochten auf Platz Eins der Kurznachrichtendienste. Die Arbeit von mehr als 15 Jahren riss Elon Musk dann ein, als er Twitter vor zwei Jahren übernommen hatte. Anzeigenkunden und Nutzer flohen in Scharen zu anderen Netzwerken, vor allem Mastodon. Mittlerweile sind Threads und BlueSky hinzukommen. Doch alle drei haben das „alte“ Twitter bisher nicht ersetzen können. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe.

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Threads hat eigentlich alle Instrumente in der Hand, um Twitter endgültig vergessen zu machen. Die Nutzerbasis ist da und hat meist auch einen Instagram-Account, der zwingend mit Threads verbunden ist. Dazu kommen die Instagram-User, die bisher nicht oder nur sporadisch auf Twitter aktiv waren. Insgesamt 120 Millionen User, die sich zumindest einmal im Monat einloggen, sind eine enorme Zahl. 33 Millionen Nutzer loggen sich sogar täglich ein. Damit ist man mittlerweile auch erfolgreicher als Twitter.

Doch Threads tut sich schwer damit, die Nachfolge anzutreten. Die Admins wiederholen oft, dass man sich nicht als reiner Nachrichtendienst versteht. Eher soll es eine Textversion von Instagram sein. Es gibt zwar einen chronologischen Feed, doch die User werden nur dann darauf geleitet, wenn sie diesen aktiv auswählen. Dazu fehlen viele Funktionen. Listen gibt es keine, die Suchfunktion ist eingeschränkt und nicht so tiefgreifend, wie es bei Twitter der Fall war. Ebenso fehlen Drittanbieter Apps, die eigene Oberflächen und Funktionen anbieten. Die sollen auch nicht kommen, Meta will die User auf den eigenen Apps halten.

Ebenfalls problematisch ist die Filterung der Inhalte. Im chronologischen Feed soll zwar alles angeboten werden, aber im Feed der Startseite sieht das anders aus. Es gibt die klare Aussage von Threads, dass zum Beispiel politische Themen im Algorithmus schlechter bewertet werden als persönlicher Content. Man möchte eine kuschelige Wohlfühlatmosphäre, mehr nicht.

BlueSky und Mastodon sehen das anders. Mastodon besteht im Grunde aus einer Vielzahl von Servern, die alle das gleiche Protokoll nutzen, um sich miteinander austauschen zu können (Fediverse). Das ist praktisch, weil das Netzwerk im Grunde niemanden alleine gehört und somit kann man es auch nicht verkaufen. 15 Millionen Nutzerkonten gibt es mittlerweile, die sich aber eine Unzahl von Servern verteilen. Wer bei Mastodon mitmachen will, muss sich entscheiden, auf welchen Server man unterkommen will. Und dort ist man dann vom Server-Admin abhängig. Hat der keine Lust mehr auf einen eigenen Mastodon-Server, muss man wieder umziehen.

Doch das Protokoll von Mastodon hat auch seine Vorteile. Weil es quelloffen ist, nutzen auch andere Dienste die Technik. Wordpress und Tumblr sind zwei Beispiele. Aber auch Threads möchte ActivityPub einsetzen und sich somit mit dem Fediverse verbinden. Das hätte den Vorteil, dass man in Zukunft gar nicht auf Threads angemeldet sein muss, um sich mit Usern von Threads austauschen zu können. Klingt praktisch, aber einige Mastodon Serverbetreiber lehnen das auch unterschiedlichen Gründen ab. Sie wollen nicht, dass Meta dann auch Daten von Mastodon-Servern bekommt. Wer also auf dem “falschen” Server eingezogen ist, muss sich überlegen, ob er umziehen will.

BlueSky hat auch ein offenes Protokoll, AT Protocol genannt. Im Grunde ist es dem System von Mastodon sehr ähnlich. Auch die Idee von BlueSky ähnelt Mastodon. Es soll ein dezentrales Netzwerk sein und somit abgesichert gegen Übernahmen wie durch Elon Musk. Bisher gibt es aber nur den BlueSky Server.

Das hat allerdings auch Vorteile. BlueSky ist im Aussehen und in der Handhabung Twitter extrem ähnlich. Kein Wunder, wurde es doch von Twitter Gründer Jack Dorsey ins Leben gerufen (Dorsey ist mittlerweile aus BlueSky ausgestiegen). Etwas mehr als 5 Millionen Konten hat BlueSky und damit ist man das kleinste Netzwerk in der Runde. Auch fehlen bei BlueSky noch etliche Features, die Twitter hatte. Direktnachrichten kann man noch nicht senden (soll im Juni kommen), Videos lassen sich auch nicht einbinden. Da das Team klein ist, dauert es etwas, bis neue Funktionen Einzug halten.

Was BlueSky aber geschafft hat, ist eine ganze Reihe von Nachrichtendiensten und Journalisten auf seine Plattform zu bekommen. Wer internationale News sucht, wird, ist hier gut bedient. Auch kann man Listen zu verschiedenen Themen anlegen und es gibt eine offene API für Drittentwickler. Mit Deck Blue hat man auch schon eine webbasierte Anwendung, die an das alte Tweetdeck erinnert.

Doch bei BlueSky gibt es auch ein paar wichtige Fragezeichen. Mastodon wird überleben, weil die Community die Server finanziert. Threads wird überleben, weil Meta ausreichend Geld hat. So viel, dass man sogar im Moment darauf verzichtet, Werbung auf Threads zu verkaufen. Aber BlueSky finanziert sich über Risikokapital und Spenden, aber das wird auf Dauer den Dienst nicht tragen können. Das Risiko, dass irgendwann das Geld ausgeht, ist also da.

Die Aufspaltung der Kurznachrichtenwelt wird also noch eine ganze Weile andauern. Gute Karten haben Threads und Mastodon, aber beide haben so ihre eigenen Probleme. BlueSky sieht vielversprechend aus, aber es gibt Fragezeichen bei der Finanzierung, sollte der Dienst entweder stagnieren oder zu schnell wachsen. Man wird wohl noch eine ganze Weile seine Aufmerksamkeit auf mehrere Dienste verteilen müssen.

  • What is Bluesky? Everything to know about the app trying to replace Twitter
    "After being invite-only for almost a year, Bluesky is now open to anyone who wants to join. Within a day, Bluesky gained almost 800,000 new users and is slated to break 4 million total signups. Though that number is promising, the network has a lot of catching up to do to compete with Threads’ 130 million monthly active users or even Mastodon’s 1.8 million.

  • Can Threads make more money than Elon Musk’s Twitter?
    After all, Mr Zuckerberg, whose Meta made more than $117bn in sales last year, has a monster track record when it comes to selling adverts - and none of the apparent qualms of Mr Musk, who has disdained advertising at his electric car company, Tesla, and been looking for alternative ways to fund Twitter.

  • Is BlueSky Billionaire-proof?
    ”Like Mastodon, Bluesky is an open-source, decentralized social network. Unlike Mastodon, which is notoriously confusing for the uninitiated, it’s simple to get started on Bluesky. The user interface is clean and familiar to people accustomed to modern commercial apps. Bluesky embraces user control over their timelines, both in terms of algorithmic choice — the Mastodon project is hostile to algorithms — and customizable content moderation.”

  • Große Bedenken, auf Mastodon zu setzen – aus technischer Sicht

    “Es würde mich nicht überraschen, wenn Mastodon mittelfristig mit genau den gleichen inhaltlichen Problemen zu kämpfen hat wie Twitter, denn spätestens, wenn es Server gibt, auf denen gewisse Meinungen toleriert werden, verlagern sich auch die zugehörigen Themen zu Mastodon.”

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